Baustellenbesichtigung L 1250

Am 04.03.2020 besuchte die DVW Bezirksgruppe Rems-Fils die Baustelle der L 1250 bei Wendlingen. Im Zuge der Baumaßnahmen des Bahnprojekts Stuttgart - Ulm wird hier die Landesstraße zwischen Wendlingen und Oberboihingen verlegt. Bericht

Besuch der Baustelle „Verlegung der Landesstraße L 1250 bei Wendlingen“
DVW-Bezirksgruppe Rems-Fils
(04.03.2020)

Am 30. April wird die neue Landesstraße zwischen Wendlingen und Oberboihingen für den Verkehr freigegeben. Kurz vor Fertigstellung informierten sich Mitglieder der Bezirksgruppe Rems-Fils und benachbarter Bezirksgruppen über die Baumaßnahme und deren Stand vor Ort.

Die L 1250 zwischen Oberboihingen und Wendlingen wird von der östlichen auf die westliche Seite der Bahngleise verlegt, weil der bisherige Straßenverlauf die Güterzuganbindung der ICE-Neubaustrecke plangleich kreuzt. Als Güterzuganbindung wird eine im Zuge der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm 1,1 km lange Bahnstrecke bei Wendlingen am Neckar bezeichnet. Über diese Verbindung sollen von Plochingen kommende Güterzüge auf die Neubaustrecke Richtung Ulm (und umgekehrt) geführt werden. Die Strecke fädelt südlich von Wendlingen aus der Bahnstrecke Plochingen–Tübingen in südöstlicher Richtung aus und in der Nähe des Westportals des Albvorlandtunnels in das nördliche Gleis der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm ein.         
Obwohl es sich bei der Verlegung der Landesstraße also um eine unmittelbare Folgemaßnahme des Bahnprojekts Stuttgart – Ulm handelt, hat das Regierungspräsidium Stuttgart als für Bundesfern- und Landesstraßen zuständige Behörde die Federführung für das Projekt.

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Imposante Eindrücke von der Baustelle

Projektleiter Frank Engelhart vom Baureferat Süd/Außenstelle Göppingen führte die Besucher über die Baustelle, erklärte Zusammenhänge und erläuterte die Komplexität der Maßnahme. Das Projekt wird von weiteren Maßnahmen in der näheren Umgebung berührt und zeitlich, wie auch räumlich beeinflusst. So konnte die Stadt Wendlingen dank der Güterzuganbindung und der Straßenverlegung eine Straßenunterführung bauen, die einen Bahnübergang ersetzt. Die parallel zur A 8 verlaufende ICE-Neubaustrecke, die kleine und die große Wendlinger Kurve sowie eine Hochwasserschutzmaßnahme an der Fils stellen den Projektleiter Engelhart vor weitere logistische Herausforderungen.

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Das Regierungspräsidium erläutert den interessierten Zuhörern die Situation vor Ort

Das Projekt besteht dabei aus ca. 75 % Ingenieur- und 25 % Straßenbaumaßnahmen. Um die Landesstraße nach Westen zu verlegen, musste eine Brücke über die Bahngleise der Strecke Tübingen-Stuttgart gelegt werden. Dazu war über eine Rampe ein beachtlicher Höhenunterschied zu überwinden. Die Rampe besteht aus einem mit Schotter verfüllten Trogbau. Für die Brücke mussten elf Meter hohe Stützwände gebaut werden, bevor die Brückenfertigteile eingehoben werden konnten. Seit Oktober 2018 laufen zudem die Bauarbeiten der zweiten Hauptbauphase. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurde für den Neubau dieser Bauwerke eine Vollsperrung der L 1250 zwischen Wendlingen und Oberboihingen für 32 Wochen geplant. Diese Vollsperrung sollte mit der geplanten Verkehrsfreigabe der neuen L 1250 zunächst Ende August 2019 aufgehoben werden.
Die Bauarbeiten sind jedoch äußert komplex. Bauwerke wie Stützwände, das Trogbauwerk sowie die Brücke über das bestehende Gleis sind unter laufendem Bahnbetrieb zu errichten. Der gleisnahe Verbau der Stützwände und der Brücke über das Gleis konnte nicht wie ursprünglich geplant hergestellt werden. Grund war der sehr geringe Abstand zu den mit bis zu 140 km/h vorbeifahrenden Zügen, der an der engsten Stelle lediglich 0,58 Meter beträgt. Die Arbeiten wurden zudem von aufwändigen Grundwasserschutzmaßnahmen in der zukünftigen Landesstraße begleitet. Trotz entsprechender Voruntersuchungen des Baugrunds hat sich bei der Durchführung der Arbeiten gezeigt, dass Geologie und Baugrundbeschaffenheit nicht wie erwartet angetroffen wurden. Um die Verkehrssicherheit sowie einen störungsfreien Bahnverkehr zu gewährleisten, waren zusätzliche statische Maßnahmen im Zuge der Verbauarbeiten notwendig.       
Außerdem mussten bei der Baufeldfreimachung zahlreiche Kabel, die sich im Baufeld befanden und zur Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs notwendig waren, verlegt werden. Die dafür vorgesehene Trasse tangierte jedoch den gleisnahen Verbau dieser Ingenieurbauwerke, sodass die Kabel direkt auf die Bahnschwellen verlegt werden mussten.           
Da der ursprüngliche Bauablauf für die Verlegung der Landesstraße an Gleissperrpausen angepasst war, welche drei Jahre vor Baubeginn beantragt werden mussten, musste der Bauablauf neu eingetaktet werden. Trotz Einsatz zusätzlichen Personals war es nicht möglich, die Verzögerungen und Störungen im Bauablauf vollständig zu kompensieren, sodass die Vollsperrung zwischen Wendlingen und Oberboihingen zwei Mal verlängert werden musste. Nun aber steht die Verkehrsfreigabe kurz bevor!

An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankschön an Herrn Engelhart vom Regierungspräsidium Stuttgart und den Leiter der Bauaufsicht, Herrn Kroll, für die vielen Informationen und Eindrücke beim Besichtigen dieser imposanten Baumaßnahme.

 

Karen Holzwarth             
Bezirksgruppe Rems-Fils

 

Bilder: © DVW Baden-Württemberg e.V.

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