Nachwuchs-Forum „Ein multiperspektivischer Blick auf den Berufseinstieg der Generation Z“
Der DVW Baden-Württemberg e.V. veranstaltete am 21. Juli 2022 zusammen mit der Lehreinheit „Geodäsie und Geoinformatik“ des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) das DVW-Nachwuchs-Forum „Ein multiperspektivischer Blick auf den Berufseinstieg der Generation Z“. Dieses dritte Nachwuchs-Forum war wie in den Vorjahren in die Vortragsreihe des Geodätischen Kolloquiums eingebettet.
In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert. Digitale Prozesse wurden in den Verwaltungen, der Wirtschaft und im wissenschaftlichen Umfeld immer stärker umgesetzt und die Globalisierung ist vorangeschritten. Der demographische Wandel in der Arbeitswelt wurde eingeleitet. Die Generation der sogenannten „Baby-Boomer“ (Jahrgänge: 1956-1965; Oertel 2021) geht nun sukzessive in den Ruhestand. Junge Geodätinnen und Geodäten der Generation Z rücken nach. Im Forum sollte daher der Umbruchprozess auf eine neue Generation, die Vorstellungen und Erwartungen der Generation Z und die damit verbundenen Veränderungen in der Arbeitswelt diskutiert werden.
Das DVW-Nachwuchs-Forum fand als virtuelle Konferenz statt. Zahlreiche Teilnehmende aus der Nähe von Karlsruhe und aus Baden-Württemberg sowie aus der gesamten Bundesrepublik wählten sich in das Nachwuchs-Forum ein, um bei diesem spannenden Thema mitzudiskutieren und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Moderiert wurde das Nachwuchs-Forum von Timmo Köpf (Schatzmeister DVW Baden-Württemberg e.V.) und Bettina Kamm (Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung, KIT). Als Sprecher der Kollegialen Institutsleitung des Geodätischen Instituts und als DVW-Präsident begrüßte Prof. Dr. Hansjörg Kutterer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Zum Einstieg in das Nachwuchs-Forum diskutierten die Teilnehmenden folgende Fragen in nach dem Alter aufgeteilten Kleingruppen: Was ist denn so typisch für meine eigene Generation? Welche Verhaltensweise habe ich als Vertreter:in meiner Generation? Was sind meine Werte und wo gerate ich beispielsweise in einen Generationenkonflikt mit älteren oder jüngeren Geodätinnen und Geodäten?
Jede Generation ist durch historische oder kulturelle Ereignisse in der Kindheit oder Jugend geprägt. So berichteten die anwesenden „Baby-Boomer“ von einem Aufwachsen in einer Welt voller gesellschaftlicher Umbrüche. Es war die Zeit, in der die erste Mondlandung erfolgte, Studentenrevolutionen und Friedensbewegungen die Bevölkerung auf die Straße brachten und das digitale Zeitalter noch nicht begonnen hatte. Lochkarten zum Erfassen von Daten waren in der Arbeitswelt an der Tagesordnung. Der Zugang zum Geodäsiestudium war eingeschränkt, da die Vergabe der Studienplätze über die zentrale Studienvergabestelle gesteuert wurde.
Die Generation Golf – häufig auch als Generation X bezeichnet –, die Generation der Geburtenjahrgänge 1966 bis 1980, war die erste Generation, die ohne Kriegsfolgen in Deutschland aufgewachsen war. Diese Generation wuchs nach den Wirtschaftswunderjahren in relativem Wohlstand auf, traditionelle Familienstrukturen wurden in Frage gestellt. Die Arbeitsstellen waren von den Baby-Boomer größtenteils bereits besetzt. Die Jobsituation war daher vergleichsweise angespannt. Ergatterte man einen Job, blieb man dem Arbeitgeber über Jahre hinweg treu und arrangierte sich auch mit manch unliebsamen Tätigkeiten. Das Motto „Arbeiten, um zu leben“ stand im Vordergrund.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Generation Y erläuterten, dass sie die erste Generation in einem digitalen Umfeld waren. Das Internet verbreitete sich und erste Mobiltelefone kamen auf den Markt. Sie wuchsen als Kinder der Wende und der zunehmenden Globalisierung auf. Ihnen wurde bewusst, dass Veränderungen sehr schnell erfolgen können. Sie bezeichnen sich beruflich als offen und suchen vor allem nach dem Sinn, in dem, was sie tun.
Zur Einstufung der Stereotypen innerhalb der Generation Z erläuterte Jennifer Runge vom Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung in Hamburg und Mitglied im DVW-Arbeitskreis 1 „Beruf“ die kulturellen und politischen Einflüsse, die den Alltag der Geburtsjahrgänge ab etwa 1995 prägen. Die Generation Z ist die erste Generation, die komplett im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist. Smartphones, soziale Medien wie Instagram, TikTok oder YouTube sind Begleiter im Alltag und nicht mehr wegzudenken. Sie sind immer online und erwarten ehrliches und schnelles Feedback. Ihre schulische Laufbahn und ihr Studium sind geprägt von Schnelllebigkeit und permanentem Wettbewerb. Im Berufsleben suchen sie eine starke Trennung von Arbeit und Privatleben; feste Strukturen und Abgrenzungen sind gewünscht. Daher lautet ihr Motto auch folgerichtig: „Hier ist die Arbeit – da mein Leben.“
Nachdem die einzelnen Generationen und ihre Stereotypen diskutiert wurden, beschäftigte sich das Nachwuchs-Forum mit dem Thema „Berufseinstieg der Generation Z“.
Zur Vorbereitung hierauf diskutierten die KIT-Studierenden des zweiten B.Sc.-Semesters „Geodäsie und Geoinformatik“ bereits im Rahmen der Lehrveranstaltung „Fit für Studium und Beruf“ das Thema „Berufseinstieg der Generation Z“ mit Nicole Bichler, stellvertretende Referatsleiterin Personal im LGL sowie mit Jennifer Runge. Diese gaben den Studierenden Inputs zu den Themen Bewerbung mit besonderem Augenmerk auf Stellenausschreibungen und einen ausführlichen Einblick in aktuelle Studien zur Generation Z.
Des Weiteren starteten die Studierenden eine Interviewstudie. Die Interviewpartner:innen kamen aus Personalverantwortungspositionen verschiedener Bereiche der geodätischen Arbeitswelt: von Ämtern, Vermessungsbüros, Wirtschaft und Hochschulen. Sie wurden zu den Themen Bewerbungsprozess, Zusammensetzung von Teams und dem Arbeiten in diversen Teams befragt. Vanessa Kraus als Vertreterin der Studierenden aus dem zweiten B.Sc.-Semester stellte die Ergebnisse im Nachwuchs-Forum vor. Sie erläuterte, dass im Bewerbungsprozess ein fehlerfreies Anschreiben und ein lückenloser Lebenslauf ein wichtiger Türöffner für die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch seien. Danach punkten der Bewerber:innen mit einem kompetenten Auftreten. Bewerber:innen sollten u.a. viel Flexibilität, Team- und Kommunikationsfähigkeit mitbringen, um in einem Team mitarbeiten zu können. Die Interviewpartner:innen favorisierten vor allem diverse Teams, da durch die Zusammenarbeit verschiedener Generationen mit unterschiedlichen Perspektiven ein verbesserter Output erzielt werden könne.
Nach Vorstellung der Ergebnisse aus den Interviews zogen die Beteiligten eine Bilanz ihrer persönlichen Mehrwerte. Für die Interviewten stellte sich als besonderer Mehrwert die Beschäftigung mit dem Thema „Berufseinstieg der Generation Z“ bzw. das Reflektieren über diverse Teamstrukturen dar. Sie begrüßten den Austausch mit den jungen Geodätinnen und Geodäten. Die Studierenden profitierten vor allem von den vielseitigen Perspektiven der Interviewpartner:innen auf Bewerbungsprozesse, Fachkompetenzen und Diversität bei potenziell künftigen Arbeitgebern.
Den Abschluss des DVW-Nachwuchs-Forums bildete eine spannende und angeregte Diskussion der Teilnehmenden.
Literatur:
Oertel, J. (2021): Baby Boomer und Generation X – Charakteristika der etablierten Beschäftigten-Generationen. In: Klaffke, M. (Hrsg.) Generationen-Management. Springer Gabler, Wiesbaden.
Susanne Krüger; Nachwuchsreferentin DVW Baden-Württemberg e.V.
Bettina Kamm; Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Dr. Michael Mayer; Geodätisches Institut, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)