Nachwuchs-Forum „Wie entsteht Berufsethik? – Ein empirischer Antwortversuch“

Der DVW Baden-Württemberg e.V. veranstaltete am 17. Juni 2021 zusammen mit der Lehreinheit „Geodäsie und Geoinformatik“ des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) online das DVW-Nachwuchs-Forum „Wie entsteht Berufsethik? – Ein empirischer Antwortversuch“.

Ziel war es, den Begriff Berufsethik aus den unterschiedlichen Perspektiven innerhalb der Fachdisziplin „Geodäsie und Geoinformatik“ zu beleuchten und gemeinsam eine Antwort auf die Titelfrage zu geben.        

Bericht

Nachwuchs-Forum „Wie entsteht Berufsethik? – Ein empirischer Antwortversuch“
(17.06.2021, Karlsruher Institut für Technologie)

Der DVW Baden-Württemberg e.V. veranstaltete am 17. Juni 2021 zusammen mit der Lehreinheit „Geodäsie und Geoinformatik“ des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) das DVW-Nachwuchs-Forum „Wie entsteht Berufsethik? – Ein empirischer Antwortversuch“. Integriert in die Vortragsreihe des Geodätischen Kolloquiums stellte dies das zweite Nachwuchs-Forum dar.

Gegenstand des Forums war die Vorstellung der vielfältigen Ergebnisse einer teilweise vorgelagerten Interviewstudie zum Begriff Berufsethik. Ziel der Interviewstudie war es, den Begriff Berufsethik aus unterschiedlichen Perspektiven innerhalb der Fachdisziplin „Geodäsie und Geoinformatik“ zu beleuchten, dabei Studierende, junge Berufseinsteiger*innen und erfahrene Geodät*innen zu vernetzen und gemeinsam eine Antwort auf die Titelfrage des Nachwuchs-Forums zu geben.

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Bei 36 Grad Celsius Außentemperatur und strahlendem Sonnenschein wählten sich rund 50 Teilnehmende aus ganz Deutschland in die digitale Konferenz ein. Fast 40 Prozent der Teilnehmenden befanden sich dabei in einem Radius von bis zu 25 km um Karlsruhe herum. Fast gleich viel Teilnehmende wählten sich aus einer Entfernung von bis zu 75 km um Karlsruhe in die Konferenz ein. Die restlichen Teilnehmer*innen schalteten sich teilweise aus Entfernungen von über 600 km zu. Dies zeigt, dass durch die Nutzung des digitalen Formats beim Nachwuchs-Forum und die damit entfallende Anfahrt ein erweiter­ter Kreis von Interessierten erreichbar wurde.

Zur Sicherstellung einer dynamischen und interaktiven Live-Session wurde für das Nachwuchs-Forum ein Interview-Format gewählt, bei dem Dipl.-Ing. Uwe Ehrhorn – ÖbVI und Inhaber von „ehrhorn vermessung“ aus Achim bei Bremen – insbesondere seine Perspektive auf die Berufsethik unserer Fachdisziplin erläuterte. Zusätzlich stellten Bettina Kamm (Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung, KIT) und Jan Rabold (Geodätisches Institut, KIT) die von Studierenden des zweiten B.Sc.-Semesters erhobenen, ausgewählten und aufbereiteten Ergebnisse der Interviewstudie vor.

Moderiert wurde das Nachwuchs-Forum von Susanne Krüger (Nachwuchsreferentin DVW Baden-Württemberg e.V.) und Dr. Michael Mayer (Geodätisches Institut, KIT). Prof. Dr. Hansjörg Kutterer begrüßte zu Beginn als Sprecher der Kollegialen Institutsleitung des Geodätischen Instituts und als DVW-Präsident die Teilnehmer*innen.

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oben: Uwe Ehrhorn, Susanne Krüger
unten: Prof. Dr. Hansjörg Kutterer, Dr. Michael Mayer, Bettina Kamm, Jan Rabold

 

Zu Beginn des Nachwuchs-Forums wurden die Teilnehmenden gebeten, in Kleingruppen ihre Ideen und Definitionen zum Thema Berufsethik zu diskutieren und diese kurz schriftlich festzuhalten.

Im Anschluss daran interviewte Susanne Krüger Uwe Ehrhorn hinsichtlich seiner berufsethischen Haltung als Arbeitgeber sowie insbesondere in Bezug auf die Vermittlung berufsethischer Kompetenzen während der Ausbildung bzw. Weiterqualifizierung seiner Mitarbeitenden. „Die Berufsethik bewegt sich in der Zone zwischen dem Recht des Stärkeren und dem kodifizierten Recht“, erläuterte Uwe Ehrhorn seine Haltung zur Berufsethik. Für ihn stellt die Leitlinie „Zu handeln wie einst der ehrbare Kaufmann“ eine ethische Grundhaltung dar, die ihn in seinem Selbstverständnis als Unternehmer und als Verantwortlichen für den Fortbestand sowohl seines Geschäfts als auch der Gesellschaft prägt. Der berufliche Nachwuchs wird in seinem Büro vom ersten Tag an in alle Vorgänge eingebunden. Regelmäßige Rückmeldegespräche fördern den gegenseitigen vertrauensvollen Umgang. Zum Schluss des Interviews gab er den jungen Studierenden eine Erkenntnis seiner Großmutter mit auf den Weg „Was Du nicht willst, dass man Dir tut, das füg‘ auch keinem Andren zu“.

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Nach der Einordnung durch Uwe Ehrhorn gaben Bettina Kamm und Jan Rabold einen Überblick darüber, wie berufsethische Kompetenzen im Bachelorstudiengang „Geodäsie und Geoinformatik“ am KIT trainiert werden. Zur Vorbereitung des Nachwuchs-Forums haben sich dabei Studierende des zweiten B.Sc.-Semesters in ihrer Lehrveranstaltung „Fit für Studium und Beruf“ Gedanken zur Berufsethik gemacht. „Was bedeutet Berufsethik?“, „Gibt es ethische Grenzen?“ oder „Woran kann ich mich orientieren?“ waren beispielsweise Fragen, denen nachgegangen wurde. Im Anschluss hatten die Studierenden Gelegenheit, ihre eigenen geschärften Blickwinkel auf die Berufsethik mit verschiedenen Interviewpartner*innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Geodäsie und Geoinformatik zu diskutieren und zu hinterfragen. Die Bandbreite der Interviewten reichte dabei von Berufseinsteiger*innen, über Young Professionals bis hin zu erfahrenen Berufstätigen aus der freien Wirtschaft, Forschungseinrichtungen, der Lehre und Ausbildung sowie dem Staatsdienst. Gemeinsam ergründeten die Studierenden mit ihren Interviewpartner*innen beispielsweise Fragen wie „Wie definieren Sie Berufsethik?“, „Wie oft treffen Sie im Berufsalltag Entscheidungen, bei denen Sie bewusst auf die Berufsethik achten?“ oder „Was würden Sie Berufseinsteigern/-anfängern im Kontext Berufsethik mit auf den Weg geben?“. Allen Antworten gemeinsam war, dass Transparenz, Kommunikation auf Augenhöhe sowie gegenseitiger Respekt essentiell sind für die Ausprägung einer berufsethischen Haltung.

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Zum Abschluss des Nachwuchs-Forums zogen die Beteiligten eine Bilanz ihrer persönlichen Mehrwerte. Für die Interviewten stellte sich als besonderer Mehrwert die Beschäftigung mit bzw. die Schärfung des Bewusstseins im Kontext Berufsethik dar. Die Studierenden profitierten vor allem von den vielseitigen Perspektiven auf die Berufsethik und die damit verbundenen Einblicke in unterschiedliche Arbeitsfelder der Geodäsie und Geoinformatik. Uwe Ehrhorn resümierte, dass er ethische Standards weiterhin in seinem Büro diskutieren wird und verstärkt hierfür das Bewusstsein schaffen will.

Neben Uwe Ehrhorns Einordnung und den Erkenntnissen der Studierenden des zweiten B.Sc.-Semesters wurden auch die Teilnehmenden der digitalen Konferenz immer wieder in die Diskussion eingebunden. So entstanden spannende Meinungsaustausche zum Themenkomplex Berufsethik.

 

Susanne Krüger, Nachwuchsreferentin DVW Baden-Württemberg e.V.

Dr. Michael Mayer, Geodätisches Institut, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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