Die Bezirksgruppe Rems-Fils auf Zeitreise

Marcus Schaaf - Limes-Cicerone - begleitete als römischer Landvermesser die Bezirksgruppe Rems-Fils und deren Gäste am 30.10.2019 auf einer interaktiven Kastellinspektion. Bericht

Die Bezirksgruppe Rems-Fils auf Zeitreise
(30.10.2019)

„Salvete Legionarii!“, mit diesen Worten begrüßte Gromaticus Marcus Schaaf die Gäste der DVW-Veranstaltung am Limeswachturm oberhalb von Lorch. Ein Gromaticus oder Agrimensor war ein Feldvermesser der römischen Kaiserzeit.

„Ad dextram! Ad sinistram!“, so lauteten die ersten Befehle, die die Teilnehmenden erlernen mussten, ehe die Kastellinspektion begann.

Auf den Schautafeln am Limeswachturm erläuterte Marcus Schaaf, wie sich die Grenze des Römischen Reiches unter Kaiser Augustus nach Norden über die Alpen in die Räume der heutigen Schweiz, Süddeutschlands und Österreichs verschob. Zunächst bildeten die obere Donau und der Hochrhein die Reichsgrenze. Etwa 100 Jahre später eigneten sich die Römer das Gebiet von Lorch an. Die beiden Provinzen Raetien und Obergermanien wurden eingerichtet. Die neue Außengrenze des Reiches wurde nach Norden und Osten verlegt, markiert und im Laufe der Jahrzehnte immer stärker gesichert. Der Obergermanisch-Raetische Limes entstand.

Das Kastell Lorch wurde unter Kaiser Antoninus Pius zur Sicherung des Limes eingerichtet. Genau in diese Epoche wurden die Gäste der Kastellführung hineinkatapultiert. „Männer nach rechts! Frauen und Kinder nach links!“, so lautete die klare Ansage. Frauen und Kinder wurden als Sklaven verkauft. Die Männer hatten die Möglichkeit, sich für 25 Jahre Dienst als römische Soldaten in Auxiliartruppen zu verpflichten. Diese Hilfstruppen waren Einheiten der römischen Armee, die aus verbündeten Völkern oder freien Bewohnern der Grenzprovinzen rekrutiert wurden. Legionäre erhielten dreimal jährlich Sold. Ungefähr zwei Drittel des Solds wurden allerdings für Heu, Unterbringung, Essen, Schuhe, Waffen und Kleidung einbehalten. Vom Rest wurde ein Großteil gespart, ausbezahlt wurde nur ein kleines Taschengeld. Bei ehrenhafter Entlassung erhielten die Soldaten nach dem Ende ihrer Dienstzeit zumeist das römische Bürgerrecht, ein Stück Land und eine großzügige Abfindung.

Unter diesen Voraussetzungen und mit diesen Zukunftsaussichten entschieden sich alle männlichen Teilnehmer unserer Inspektion für die römische Truppe! Entsprechend ihrer Fähigkeiten wurden sie eingesetzt. Je nachdem, ob sie lesen, schreiben, rechnen oder mit Holz oder Leder umgehen konnten. Wer nichts konnte, wurde in der Latrine eingesetzt.

Jetzt ging es ans Einkleiden. Kollege Simon Betz erhielt eine Tunika, über die er noch ein Kettenhemd ziehen musste, einen Helm und ein Schild.

Während des Spaziergangs auf dem Limeswanderweg erhielt die Gruppe von Marcus Schaaf ganz neben bei und in lebendiger Art und Weise viele interessante Informationen über das Leben der Römer. So hätten sich viele ihren Latein- oder Geschichtsunterricht gewünscht.

Zum Abschluss stellte Gromaticus Marcus Schaaf die Groma vor. Dieser Vorläufer des Doppelpentagonprismas gehörte zur Grundausstattung römischer Vermessungsingenieure:

Auf einem Stabstativ ist ein drehbares, möglichst rechtwinkliges Achsenkreuz angebracht, an dessen Enden insgesamt vier Lote herabhängen. Der Auslegearm erlaubt, dass der Schnittpunkt des Achsenkreuzes mit einem weiteren Lot über einem Vermessungspunkt zentriert werden kann. Über die jeweils diagonal gegenüberliegenden Lotschnüre ist eine Visur möglich. Da das Achsenkreuz rechtwinkelig sein sollte, zeigt die Visur über das andere Paar Lotschnüre eine dazu senkrechte Linie an. Die Anordnung der Lote am Achsenkreuz erlaubt einen Fehlerausgleich über eine zweite Kontrollabsteckung. Der Absteckungsfehler kann dadurch im Mittel halbiert werden.

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Simon Betz bereit im Kettenhemd                                                                       Gromaticus Marcus Schaaf

Die sich anschließende Mitgliederversammlung fand im Ristorante Il Castello in Lorch statt. Nach dem Kurzbericht der Vorsitzenden standen die Ehrungen für langjährige DVW-Mitgliedschaften auf der Tagesordnung. Dieter Mayer und Hans Vetter wurden für 60-jährige, Richard Henn für 50-jährige, Olaf Czommer, Wilhelm Keuerleber, Fritz-Ulrich List, Karl Praxl und Otto Zofer für 40-jährige, Manfred Lindauer und Lothar Berner für 25-jährige und Martin Greiß für 10-jährige Mitgliedschaft geehrt. Leider war es den Jubilaren nicht möglich, an der Mitgliederversammlung teilzunehmen und ihre Urkunden persönlich in Empfang zu nehmen.

Anschließend stand die Wahl der/des Vorsitzenden der Bezirksgruppe auf der Tagesordnung. Markus Muhler, stellvertretender Vorsitzender des Landesvereins, führte die Wahl durch. Karen Holzwarth stellte sich erneut zur Wahl, weitere Kandidaten oder Kandidatinnen gab es nicht. Damit war das Ergebnis schnell klar. Markus Muhler gratulierte Karen Holzwarth, die sich auf vier weitere spannende Jahre in dieser Funktion freut.

Karen Holzwarth

Bezirksgruppe Rems-Fils

Bilder: © DVW Baden-Württemberg e.V.

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