Besuch der Stuttgarter Börse

Die Stuttgarter Börse ist eine von sieben Börsen, an denen Wertpapierhandel betrieben wird. Wie dieser im Einzelnen funktioniert, haben die Gäste am 27.11.2019 erfahren. Bericht

Bezirksgruppe Stuttgart besucht Stuttgarter Börse
(27.11.2019)

Stuttgart ist einer von sieben deutschen Börsenstandorten in Deutschland. Die Börsen unterscheiden sich voneinander hauptsächlich durch die Produkte, die gehandelt werden. Die Stuttgarter Börse hat sich auf den Handel von 600 Aktien deutscher und 8.600 Aktien ausländischer Firmen sowie von Investmentfonds, Anleihen und verbrieften Derivaten spezialisiert.

Wie eine Börse im Allgemeinen und die Stuttgarter Börse im Besonderen funktioniert, wurde den 35 Besuchern von Börsenmitarbeiter Stefan Mauz im Rahmen einer DVW-Veranstaltung am 27. November 2019 vorgestellt.

Die Stuttgarter Börse in Stichworten:

  • Zweitgrößte deutsche Börse gemessen am Gesamtumsatz
  • 350 Mitarbeiter/innen – überwiegend im IT-Bereich tätig
  • den eigentlichen Handel betreiben ca. 65 Börsenhändler/innen, die in Stuttgart „Quality Liquidity Provider“ (kurz „QLP“) genannt werden
  • der große „Handelssaal“ bietet Platz für ca. 45 Arbeitsplätze – je mit 8 großen Bildschirmen ausgestattet
  • der Börsentag beginnt um 8 Uhr und endet um 22 Uhr
  • der Handel wird mit einer Börsenglocke ein- und ausgeläutet

Anders als meist vermutet, werden von den Börsenmitarbeiterinnen und -mitarbeitern keine Börsenkurse analysiert, keine Einschätzungen zukünftiger Entwicklungen vorgenommen und keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen ausgesprochen. Das ist die Aufgabe externer Analysten, denen die Möglichkeit für Fernsehübertragungen aus der Börse eingeräumt wird.

Wer ein Wertpapier kaufen bzw. verkaufen will, der muss sich an ein Geldinstitut, im Börsenjargon „Depotbank“ wenden. Auch die Geldinstitute können nicht direkt bei der Börse einkaufen bzw. an die Börse verkaufen. Die Börse tritt lediglich als Makler auf und bringt Verkäuferbank und Aufkäuferbank zusammen. Sie erhält dafür ein „Transaktionsentgelt“ als Vermittlungsprovision.

2019 11 27 BG Stuttgart Börse Order

Ein Auftrag zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers heißt Order. Für jedes Wertpapier führt die Börse ein Orderbuch, in dem die Kauforder und die Verkaufsorder nach Anzahl und gebotenem bzw. gefordertem Preis gegenübergestellt sind. Zu jeder Kauf- und Verkaufsorder sucht die Börse das nach Preis und Anzahl am besten passende „Gegenstück“ aus. Sollten Preisvorstellungen bzw. die Anzahl von gewünschten Wertpapieren nicht in Einklang gebracht werden können, dann kann die Börse mit einer „Liquiditätsspende“ selbst einen Ausgleich schaffen und Wertpapiere übernehmen, die sie dann innerhalb von 1 – 2 Tagen wieder veräußert.

An der Börse gibt es eine Vielzahl von Ordermöglichkeiten. Stefan Mauz erläuterte die klassischen Kauf- und Verkaufsorders.

Bei einer „Billigst“-Order beschafft der Börsenhändler (QLP) das gewünschte Wertpapier sofort und sucht sich dazu den günstigsten Anbieter aus. Das Gegenstück ist die „Bestens“-Order. Dabei wird ein Wertpapier sofort zu dem zu diesem Zeitpunkt höchsten Angebot abgegeben.

Bei einer „Limit“-Kauforder nennt der potentielle Käufer den maximalen Preis, den er bereit ist zu bezahlen und der QLP kauft erst, wenn ein entsprechend günstiges Angebot vorhanden ist. Bei einer „Limit“-Verkaufsorder, wird das Wertpapier erst dann verkauft, wenn ein bestimmter gewünschter Preis zu erzielen ist.

Eine „Stop Buy“-Kauforder bzw. eine „Stop Loss“-Verkaufsorder berücksichtigt die aktuelle Entwicklung des Kurses eines Wertpapiers. Bei steigendem Kurs wird dann gekauft, wenn ein bestimmter Wert erreicht ist, um später eventuell nicht noch mehr bezahlen zu müssen. Bei fallendem Kurs wird dann verkauft, wenn der Kurs unter einen bestimmten Wert fällt, um später eventuell nicht noch weniger Ertrag zu erzielen.

Empore Börse Stuttgart 2019 11 27 BG Stuttgart Börse Zuhörer

Anschließend stellte Stefan Mauz anhand eines Beispiels die „Taxierung“ vor. Dabei nimmt der Wertpapierhändler anhand von aktueller Auftragslage oder Vergleich mit einem Referenzmarkt selbst eine Kurseinschätzung vor.

Beendet wurde der Besuch in der Stuttgarter Börse mit einer ausgiebigen Fragerunde, in der (fast) alle Unklarheiten beseitigt werden konnten.

Kurt Kohler

Bezirksgruppe Stuttgart

Bilder: © Börse Stuttgart; DVW Baden-Württemberg e.V.

Nein