Wanderung entlang historischer Grenzen

Die Bezirksgruppe Rottweil organisierte für seine Mitglieder am 19.09.2024 eine ca. 2 ½ - stündige Wanderung entlang einer historisch wechselhaften Grenze. Geführt wurde die Wanderung von Jürgen Hils, Vermessungstechniker beim Vermessungs- und Flurneuordnungsamt Schwarzwald-Baar-Kreis, der in seiner Freizeit historische Grenzsteine aufspürt, dokumentiert und deren geschichtliche Bedeutung recherchiert.

Die Bezirksgruppe Rottweil organisierte für seine Mitglieder am 19.09.2024 eine ca. 2 ½ - stündige Wanderung entlang einer historisch wechselhaften Grenze. Geführt wurde die Wanderung von Jürgen Hils, Vermessungstechniker beim Vermessungs- und Flurneuordnungsamt Schwarzwald-Baar-Kreis, der in seiner Freizeit historische Grenzsteine aufspürt, dokumentiert und deren geschichtliche Bedeutung recherchiert.

Hils erläutert Grenzstein

Viel Interessantes und auch manches Amüsante zum Thema Grenzen und Grenzsteine erfuhren die knapp 20 Teilnehmer der Wanderung entlang der Gemarkungsgrenze zwischen Schwenningen und Hochemmingen.
Auf dem Weg zum ersten historischen Grenzstein erläuterte Jürgen Hils, aus welchen Landkreisen beziehungsweise Landkreisteilen der Schwarzwald-Baar-Kreis entstand und wie sich die politischen Grenzen und Herrschaftsgebiete auf dem heutigen Kreisgebiet über die Jahrhunderte veränderten. Heute ist der begangene Grenzabschnitt nur noch eine Gemeindegrenze zwischen den Städten Villingen-Schwenningen und Bad Dürrheim. Bis 1971 verlief hier die Kreisgrenze zwischen den Landkreisen Rottweil und Donaueschingen. Von 1806 bis 1871 war die Grenze zwischen Schwenningen und Hochemmingen gar Staatsgrenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden. Zuvor grenzten in diesem Gebiet die Territorien des Herzogtums Württemberg, des Fürstentums Fürstenberg, der Reichsstadt Rottweil und des Johanniterordens Villingen aneinander.

Auf einem Grenzabschnitt von nur einem Kilometer Länge sind hier noch 14 alte Grenzsteine aus verschiedenen Jahrhunderten zu finden. Bei vielen davon sind Inschriften und Wappen noch eindrucksvoll erhalten und zeugen von der Geschichte dieser Grenze. Die älteste in einen Stein eingemeißelte Jahreszahl lautet 1673. Jürgen Hils erklärte an jedem Grenzstein die Wappen, Jahreszahlen und Inschriften und informierte über die Bedeutung der früheren Grenzen sowie deren teilweise kuriosen Folgen für die Bevölkerung.

Heute kaum mehr vorstellbar sind die Auswirkungen dieser Grenzen in früheren Zeiten: militärische Auseinandersetzungen, konfessionelle Spaltung, Auswanderungsbürokratie bei einem Umzug ins Nachbardorf, Zollstellen und Straßen, die gesperrt wurden, um dem Nachbarn wirtschaftlich zu schaden. Das Großherzogtum Baden verbot beispielsweise württembergischen Salztransporten der Schwenninger Saline die Durchfahrt über das Gemeindegebiet von Dauchingen, um die Saline Dürrheim gegen Konkurrenz zu schützen. Eine andere heute kaum mehr bekannte Folge dieser Grenze war, dass in benachbarten Dörfern mehr als hundert Jahre lang verschiedene Kalender galten, so dass in Schwenningen Weihnachten zehn Tage später gefeiert wurde als in Hochemmingen. Der Ostertermin konnte sogar bis zu fünf Wochen differieren.

Am Ende der Grenzwanderung waren die Teilnehmer überrascht, wie viele verschiedene Grenzsteine aus ganz unterschiedlichen Epochen auf diesem kurzen Streckenabschnitt zu sehen waren. Und sie waren beeindruckt, welch Wissen Jürgen Hils sich über die historischen Grenzsteine aneignete und an sie weitergab. Man merkte, mit wie viel Leidenschaft er diesem Thema nachgeht.

Bei der Einkehr im Café Restaurant Hildebrand in VS-Zollhaus konnten sich nach der Wanderung alle wieder stärken und den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Gruppenbild

Nein